Dienstag, 07. Mai 2024
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Hilfe für Helfer

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Wenn aus einem "normalen" Einsatz plötzlich ein belastendes Ereignis wird...


... dann sollen die Frauen und Männer von Feuerwehr, THW, Rettungsdienst & Polizei nicht allein gelassen sein.

Dass es den Helfern in der Not bei und nach schwierigen Einsätzen (wieder) gut geht, dazu bieten speziell ausgebildete Seelsorger und psychologisch geschulte Kräfte der Feuerwehr (Peers) den Kameradinnen und Kameraden Hilfe an.

Darüber möchte wir Sie auf dieser Seite informieren.


Einsatzvorbereitung


Einsatzkräfte können gut mit Stress und Belastung umgehen. Manche Einsätze können jedoch eine aussergewöhnliche seelische Belastung darstellen und zu ernsthaften Erkrankungen führen. Nicht nur die unmittelbar Betroffenen bei Unfällen, Katastrophen und Gewalttaten sind dem Risiko ausgesetzt, traumatisiert zu werden, sondern auch deren Helfer.

Ereignisse, die für Einsatzkräften besonders belastend sein können und "unter die Haut" gehen, sind z.B. Einsätze


• mit toten oder schwer Verletzen Personen/ Kindern
• mit persönlich bekannten Verletzten oder Toten
• mit eigener körperlicher Verletzung
• mit Erleben von Todesgefahr oder Todesangst
• mit großem Medieninteresse
• bei denen man nicht helfen kann
• ...


Wie auch bei anderen Gefahren an der Einsatzstelle (z.B. Atemgifte), sollten Sie sich durch einen angemessenen Umgang und entsprechende Vorbereitung gegen die Auswirkungen solcher Belastungen schützen. Das vermittelt die Schulung "Stressbewältigung für Einsatzkräfte", die mittlerweile verpflichtender Bestandteil in der Modularen Truppausbildung (MTA) mit 2 Unterrichtseinheiten ist.

Und wie jede andere Ausbildung auch sollte dieses Thema regelmäßig aufgefrischt werden, zum Beispiel im Rahmen einer UVV-Schulung für die aktive Mannschaft.

 


Einsatzbegleitung


...und manchmal ist es anders: schwieriger, langwieriger, hoffnungslos, geht es an die Nieren, ...


...dann ordern Sie als Führungskraft über die ILS die Feuerwehrseelsorge.

 

Auf den nachfolgen Seiten erfahren Sie,


• wie Sie erkennen können, ob Sie oder Ihre Kollegin, Ihr Kollege durch den Einsatz eine seelische Verletzung (=Trauma) erlitten haben.
• was Sie selbst tun können, um wieder fit zu werden.
• wie die Feuerwehrseelsorge Sie und Ihre Kameradinnen und Kameraden dabei unterstützen könnte.

PSNV


Worauf sollten Sie achten?
Stress und Aufregung während eines Einsatzes sind ganz natürliche Reaktionen, die zusätzliche Kraftreserven mobilisieren. Jeder hat seine eigene Art, damit im Einsatz umzugehen - und in der Regel nimmt der Stress bei Einsatzende schnell ab.

Bei schwierigen Einsätzen dauert es länger, bis sich die Erregung legt und man "abschalten" kann. Auf solche psychischen Belastungen reagiert unser Körper mit einer akuten Belastungsreaktion.

 

Signale einer akuten Belastungsreaktion können sein:


• Anhaltende körperliche Erregung (z.B. Zittern, Schwitzen, Herzklopfen; vor allem dann, wenn man an den Einsatz erinnert wird)
• "Auf-Hochtouren-Laufen" (z.B. besonders wachsam, reizbar oder schreckhaft sein; keinen erholsamen Schlaf finden, sich nicht konzentrieren können)
• "Neben sich stehen" (z.B. Gefühl wie in einem Film oder Traum; teilnahmslos wirken, nicht alles mitbekommen)
• Erinnerungslücken bezüglich des Einsatzes
• Den Einsatz "wiedererleben" (Flashback). Gedanken, Bilder, Gerüche oder andere Sinneseindrücke kommen wieder
• Albträume
• Alles vermeiden wollen, was irgendwie an den Einsatz erinnern könnte (z.B. auch Kameraden)
• Niedergeschlagenheit; das Gefühl, keine Freude mehr empfinden zu können

 

Weitere mögliche Anzeichen können sein:
Depressive Verstimmtheit und Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Ängste, Schuldgefühle, Grübeln, erhöhter Alkohol- und Drogenkonsum (z.B. Schlaf- und Beruhigungsmittel!), Ärger und ständige oder weiter schwelende Konflikte, körperliche Beschwerden, scheinbar harmlose Krankheitsbeschwerden, allgemeine körperliche Erschöpfung

Solche Symptome können sehr belastend sein. Manchmal fragt man sich, ob man denn noch normal ist.

 

Wichtig zu wissen:
All das bedeutet nicht, das Sie verrückt sind oder nie wieder zu einen Einsatz gehen können. Vielmehr ist das eine ganz normale menschliche Reaktion auf ein nicht normales Ereignis.

Werden die Beschwerden jedoch nach einigen Tagen nicht leichter und klingen nach etwa 4 Wochen nicht ab, besteht die Gefahr, dass sich eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt, eine schwere Erkrankung, die dringend fachärztlicher Hilfe bedarf.


Was können Sie selbst tun?
Die erste Grundregel für eine gute Verarbeitung einer akuten Belastungsreaktion ist:
Die eigenen Reaktionen und Gefühle wahrnehmen und akzeptieren. Sie sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Resultat der geleisteten Arbeit!

Wie in einem Ruderboot braucht es dann 2 Ruder, um voran zu kommen und sich nicht im Kreis zu drehen.

PSNV3

 

Abstand gewinnen

Nehmen sie sich Zeit zur Erholung und aktiver Entspannung. Tun Sie, was Ihnen gut tut. Ein Spaziergang, eine Wanderung in den Bergen, Dauerlauf, Radlfahrn… Bewegung hilft, den Hormonhaushalt des Körpers wieder ins Lot zu bringen und so anhaltende Erregung, das „auf Hochtouren laufen“ abzubauen.

Eindrücke verarbeiten

Über das Erlebte zu sprechen hilft ungemein, die Eindrücke zu sortieren und zu verarbeiten. Freunde, Familie, Kameradinnen und Kameraden können helfen, nicht zuletzt auch die Feuerwehrseelsorge.

Vermeiden und Verdrängen begünstigt, dass sich das Geschehen weiter „in die Seele frisst“. Behalten Sie vertraute Alltagsgewohnheiten bei, denn feste Strukturen geben Halt und Sicherheit und ermöglichen so, sich mit den Eindrücken auseinanderzusetzen.


Wie kann das Nachsorgeteam helfen?


Hilfe vor Ort noch während dem Einsatz

Peers und Fachberater Seelsorge können noch während dem Einsatz unterstützen. Oft tut es einfach gut, wenn ich weiß: es ist jemand da für mich!

Die Mitglieder des Nachsorgeteams nehmen während des Einsatzes mögliche Belastungsfaktoren wahr und berät die Führungskräfte in Bezug auf psychische Belastungen.

Das Nachsorgeteam trägt dazu bei, die Würde von an der Einsatzstelle verstorbenen Betroffenen herzustellen, zu bewahren und durch Gebet und Ritual am Ende des Einsatzes einen Rahmen der Menschlichkeit zu schaffen, damit im Einsatz alles getan wurde, was getan werden konnte.

Das Nachsorgeteam hilft mit, einen guten Einsatzabschluss zu gestalten, indem sie allen Einsatzkräften nochmals ihr „Rüstzeug“ für eine gute Verarbeitung in Erinnerung ruft und regt im Bedarfsfall weiterführende Hilfe an.

 

Hilfe zur Stressbewältigung nach dem Einsatz

Einzelgespräch

Das Nachsorgeteam steht den Einsatzkräften zum persönlichen Gespräch zur Verfügung, um Eindrücke, Fragen, Erlebnisse zu besprechen. Vertraulich (Schweigepflicht, Zeugnisverweigerungsrecht vor Gericht, „Beichtgeheimnis“), einfühlsam, verlässlich.

 

Gruppennachbesprechung

Das Nachsorgeteam von Peers und psychosozialen Fachkräften kann eine Gruppenintervention anbieten:

- strukturiertes Einsatzende (Demobilization)

- Einsatzkurzbesprechung (Defusing)

- Einsatznachbesprechung (Debriefing)

... und im Bedarfsfall können diese weiterführende Hilfe vermitteln.

 

Nehmen Sie dazu bitte mit dem Nachsorgeteam Kontakt auf, um alles Weitere persönlich zu besprechen, damit Ihnen bestmögliche Hilfe angeboten werden kann.

 

Hier geht’s zum PSNV Nachsorgeteam der Feuerwehren im Lrk. Donau-Ries


Weitere Links zu dem Thema:

www.kfv-donau-ries.de Kreisseite der PSNV-E 

www.hfuk-nord.de Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord

www.hilfefuerhelfer.de Stiftung „Hilfe für Helfer“

www.sfsg.de Feuerwehrschule Geretsried 

 

Quelle: einsatzkraft.de, HFUK Nord, HFUK Mitte, Feuerwehrseelsorge Landshut, ...

 

frauen zur feuerwehr

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